Der Körper als Tempel des heiligen Geistes

Obwohl ich meine Bibelkenntnisse großteils den jahrzehntelangen sonntäglichen Pflichtbesuchen in der Kirche sowie dem außerschulischen Religionsunterricht verdanke, habe ich dieses Bibelzitat aus einer Situation, die in wunderbarem Kontrast dazu steht: Von der Raucherinsel meiner Internatsschule!

Mir als schüchterner Elftklässlerin, die neu im Internat war, wurde die Ehre zuteil, dass einer der „coolen Jungs“ aus der Zwölften – mangels anderer potentieller Gesprächspartner – mich völlig überraschend ansprach: „Wusstest du, dass in der Bibel steht, dass der Körper ein Tempel des heiligen Geistes ist?“ und dazu noch von mir wissen wollte: „Findest du, dass man rauchen darf, wenn der Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist?“ Wer kann diese Frage mit „ja“ beantworten!?? – Er hatte das vermutlich von seinen Eltern, und es schien ihn wirklich zum Grübeln zu bringen, was die ja geschickt angestellt haben. In mir jedenfalls arbeitete das noch lange weiter – und als ich einige Wochen später feststellte, dass ich in den kurzen Pausen zwar gern an der frischen Luft sein möchte – was nur die Raucher machten – und mich auch gern auf der Raucherinsel aufhielt, mir die Zigaretten aber NICHT gut taten, ließ ich das mit dem Rauchen noch vor dem Abi bleiben…

„Der Körper ist ein Tempel des Heiligen Geistes“ (Aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther Kapitel 6, Vers 19) – das ist ein Aufruf dazu, seinen Körper zu ehren, was aus meiner Sicht gleich mehrere besondere Aspekte umfasst:

  1. Wie die Bibelstelle von Paulus gemeint war und weitergeht („und dass ihr nicht euer selbst seid“): Man solle seinen Körper ehren, weil er von Gott kommt, sogar Gott gehört.
    Es sollte uns zu denken geben, dass wir mit eigenen Dingen oft weniger achtsam umgehen als mit geliehenen. Offensichtlich ist Respekt und Anstand anderen gegenüber stärker in uns verankert als Respekt vor uns selbst – obwohl doch Wertschätzung uns selbst gegenüber die einzige solide Grundlage für gelingende Beziehungen ist.
  2. Selbst wer davon ausgeht, dass Gott uns unsere Körper geschenkt hat, möchte diesen – wenn er ein Tempel ist – sicher in einem guten Zustand halten. Einfach aus Respekt vor Gott. Und auch, damit der Heilige Geist gern darin wohnt. Ein Tempel muss angemessen sein, er wird für Anlässe sorgfältig vorbereitet und geschmückt – bei einem Tempel, der „für den Dauereinsatz gedacht“ ist, gilt das dann also als dauerhafte Anforderung. Wenn wir unseren Körper sorgfältig reinigen, gesund halten und angemessen schmücken, bereiten wir damit dem Heiligen Geist einen Tempel.
    Ganz nebenher – und das ist das, was ich an dieser Bibelstelle so toll finde – kommen wir uns auf diese Weise auch selbst näher, spüren uns in unserem Körper besser, versuchen, unser inneres Bild mit dem äußeren in Einklang zu bringen, weil wir wissen oder spüren, dass Gott „in unser Herz sieht“ und sich nicht von einer Fassade täuschen lässt.
  3. Für mich liegt noch eine weitere wunderbare Bedeutung in dieser Aussage, die mich Gott damals noch ein Stück nähergebracht hat: Wenn unser Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist, bedeutet es, dass unsere Körper selbst heilig sind und „gut genug“ für Gott / den heiligen Geist. Unsere Körper, so unperfekt sie uns vorkommen und vielleicht sogar durch andere verurteilt und abgewertet werden: Für Gott sind sie so gut, dass sie ein Tempel für den Heiligen Geist sind! Was könnte es für eine bessere Auszeichnung für unsere Körper geben?
    Für die Atheisten und Zweifler unter euch mal meine gesamte Gedankenkette: Angenommen, es kündigt sich hoher Staatsbesuch an, der eine große Bedeutung für den gastgebenden Staat hat. Dann schauen die Verantwortlichen sehr genau, welches Restaurant und welches Hotel „der Ehre würdig“ sind. Gott ist natürlich (für uns Gläubige) viel wichtiger als es eine weltliche Macht jemals sein kann. Wenn er für den Heiligen Geist unsere Körper als Tempel auserwählt, bedeutet das für jeden von uns, dass wir alle gleich gut sind vor Gott und er nicht unsere Mängel sieht, sondern eine Vollkommenheit, die sich uns im (irdischen) Leben wohl nie so umfassend erschließen wird. – Wenn das mal keine Motivation ist, jeden Tag zu versuchen, unsere Körper „mit den liebenden Augen Gottes“ zu sehen und entsprechend liebevoll und achtsam zu behandeln!

Und welche Bibelstelle hat euer Leben entscheidend positiv geprägt?

 

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