Der Schlüssel zum Lebensglück

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe (1 Kor 16,14)

In der aktuellen Jahreslosung berühren sich zentrale Elemente aus Christentum und Buddhismus. Eine solche Schnittmenge legt nahe, dass in Paulus‘ Worten tiefe, universelle Weisheit liegt, dass sie ein Wegweiser sind zu mehr Erfüllung und Lebensfreude

Element 1: Die liebevolle Grundhaltung.

Paulus schreibt nicht „Tut alles liebevoll, egal wie euch selbst gerade zumute ist“. Es geht nicht darum, uns zu verbiegen und uns immer mehr abzuverlangen, bis wir total leer sind. Nein, Paulus schreibt, es „geschehe in Liebe“. Es geht offenbar um eine Liebe, die natürlicherweise vorhanden ist. Um eine Grundhaltung liebevoller Güte. Was nach einem unerreichbaren Ideal­bild klingt, ist jedoch ein Weg, der für jeden begehbar ist.

Die erste Etappe dieses Weges ist die Grundhaltung uns selbst gegenüber: Wir alle kennen Jesu Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ – aber unterschätzen dabei diejenige Hälfte, auf die wir aufbauen sollen. Schließlich finden wir uns selbst doch ganz in Ordnung! Jedenfalls, solange das Leben glatt läuft. Aber wie fühlen wir uns, wenn wir Fehler machen? Wenn wir Ärger oder Streit haben?

Wirklich tiefe Liebe für uns selbst entsteht und wächst, wenn wir auch diejenigen Gefühle umarmen, die wir lieber nicht haben wollen: Unzulänglichkeit, Hilflosigkeit, Wut, Trauer. Wenn wir unser Unwohlsein überhaupt erst einmal wahrnehmen statt uns abzulenken mit Medien, Snacks, Arbeit oder einem Gegenangriff. Dabei kann die Vorstellung helfen, dass in diesem Moment jemand bei uns ist und mit uns. Ein gütiger Gott oder ein gütiger, liebevoller Mensch, der uns versteht und so sieht, wertschätzt und annimmt, wie wir sind. Der uns hilft, uns selbst mit seinen Augen zu sehen. Eine solche Vorstellung kann anfangs sehr aufwühlend sein, ist jedoch sehr hilfreich dabei, Selbstakzeptanz und Güte zu entwickeln.

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Unseren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen liebevoll und annehmend zu begegnen, setzt starke Kräfte in unserem Leben frei. Und es lässt Mitgefühl und Verständnis wachsen für die Gefühle und Bedürfnisse anderer.

Element 2: Hingabe an das Tun.

Etwas „in Liebe zu tun“ meint aber noch etwas zweites: sich der aktuellen Aufgabe ganz und in Hingabe zu widmen. Wie schwer uns das fällt! Und dann wundern wir uns, dass die Stunden fliegen – und wir uns oft gehetzt fühlen und manchmal unerfüllt oder leer.

Während wir eine Sache tun, wälzen wir im Kopf oft schon die nächsten Aufgaben und Probleme. Bloß keine Zeit verlieren! Nehmen wir uns lieber ein Beispiel an Michael Endes Romanfigur „Momo“! Sie hatte alle Zeit der Welt – weil sie immer im Moment war.

Wenn wir über Vergangenes sinnieren oder an Bevorstehendes denken, sind wir nicht bei dem, worauf es gerade ankommt: dem Jetzt. Aber unsere wertvollen Erinnerungen stammen alle aus Momenten, in denen wir ganz anwesend waren. Bewusst im Jetzt zu sein heißt, Gottes Geschenk unseres Lebens voll anzunehmen.

Und es ist nicht nur eine Wertschätzung unserer kostbaren, begrenz­ten Lebenszeit. Es bedeutet auch Rückhalt und Respekt uns selbst gegenüber, wenn wir mit Hingabe das erledigen, wofür wir uns zuvor – bewusst oder unterbewusst – entschieden haben!

Egal, wie anstrengend, langweilig oder lästig wir eine ­Aufgabe empfinden: Indem wir sie von ganzem Herzen und mit Sorgfalt ausführen und die damit verbundenen Körper­empfindungen wahrnehmen (Hand­­bewe­gungen, Wasser auf der Haut), werden unsere chaotischen Gedanken ruhiger und wir fühlen uns fast automatisch wohler.

Hingabe an das Tun entspannt und erfrischt Körper und Geist, wir erleben uns als selbst­wirksam, empfinden Sinn und oft auch Erfüllung. Vielleicht werden die Ergebnisse besser. Vielleicht holen wir uns früher Unterstützung. Vielleicht setzen wir auch Prioritäten neu.

Falls Sie jetzt denken „Sowas kann ich nicht.“, „Dafür bin ich nicht der Typ“ oder „Dafür bin ich zu alt“, bedenken Sie: Alles verändert sich ständig, auch wir: Wir vergessen, wir lernen, wir legen Gewohnheiten ab und nehmen neue an. Es liegt bei uns, wie bewusst wir das gestalten!

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