Louise Hay sagt: Wir behandeln uns so wie wir als Kinder von unseren Eltern behandelt wurden. Und wir sprechen mit uns selbst so (bzw. denken über uns so), wie mit uns gesprochen wurde.
Wenn wir also überzeugt sind, dass nur Belohnung uns motivieren kann, etwas Bestimmtes zu tun, dann brauchen wir diese Aussicht auf Belohnung, um „zu funktionieren“.
Manchmal verpassen wir den Zeitpunkt, ab dem das gar nicht mehr stimmt. An dem wir diese Gewohnheit mit Leichtigkeit ablegen könnten.
Wir entdecken uns selbst und unseren eigenen Willen, lassen uns von Partner und Kindern nicht mehr alles bieten, äußern unsere Bedürfnisse, ohne uns für sie zu entschuldigen und fordern Freiraum und Rückzugsmöglichkeiten.
Wir sind selbstbewusst und selbstbestimmt – warum sollten wir uns mit Belohnung „umsteuern“ wollen?
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Belohnung ist manipulativ. Ausgangssitation ist, dass jemand Dich zu etwas bewegen will, das Deinen aktuellen Bedürfnissen widerspricht.
Mithilfe der Belohnung erhält die andere Person die Macht, über Dich zu bestimmen. Du machst etwas, das Du nicht wolltest, weil es Dir „die Belohnung wert“ ist. Dein Bedürfnis, es nicht oder später zu tun, wurde verdrängt von Deinem Bedürfnis, etwas Bestimmtes zu bekommen.
Und: Es zählte letztlich weniger Dein eigener Wille, sondern das Geschick des anderen. Schonungslos ausgedrückt: Du warst so bedürftig, dass es Dein vorheriges Bedürfnis überlagert hat, etwas Bestimmtes nicht tun zu wollen.
Wenn wir das jetzt mit uns selbst machen – ist das dann wertschätzend? Und passt es zu unseren eigenen Werten?
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Mein Mann und ich z.B. versuchen, unsere Kinder frei von Belohnungen und Strafen zu erziehen. Uns ist es wichtig, dass jeder seine eigenen Bedürfnisse wahrnimmt und bei Bedarf äußert und dass diese mit den Bedürfnissen anderer gleichwertig sind. Außerdem vermitteln wir ihnen, dass sie nichts leisten müssen, um wertvoll zu sein.
Warum also sollte ich
- mir eine Belohnung – also etwas Gutes – verdienen müssen?
- mir etwas verdienen müssen, was ich brauche?
und:
Warum sollte ich – als freier, selbstbestimmter Mensch –
- etwas tun, für das ich so unmotiviert bin, dass ich eine Belohnung brauche, um es zu tun?
Ich bin doch erwachsen, ich selbst bestimme, was ich für richtig und wichtig halte. Ich setze meine eigenen Prioritäten. Ich mache Pausen, wo sie notwendig sind. Ich gönne mir Dinge, die ich brauche. (Und wenn ich mir etwas wünsche, das ich nicht lebensnotwendig sofort brauche, kann ich darauf warten. Bei größeren materiellen Wünschen auf Geburtstag oder Weihnachten und bei Anschaffungen ein paar Wochen oder Monate, um Affektkäufe zu verhindern, für die Vorfreude und damit nicht alles immer sofort verfügbar sein muss.)
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Ich muss keine Todo-Listen abgearbeitet haben, um freitags pünktlich in meinen Sauna-Abend starten zu dürfen.
Wenn ich eine Bildschirmpause brauche, nehme ich mir die, unabhängig vom Stand meiner Arbeit, weil ich weiß, dass ich danach besser weiterarbeiten kann.
Wenn ich Tageslicht brauche, gehe ich inzwischen möglichst in den nächsten Minuten, bevor der Impuls verebbt ist, weil es Herbst ist und so früh dunkel wird, dass die Gelegenheit sonst vielleicht verpasst ist (und ich schlafe einfach besser, wenn ich tagsüber einen Spaziergang gemacht habe).
Wenn eine Aufgabe anliegt und ich mich einfach nicht dazu aufraffen kann, versuche ich herauszufinden, was mich davon abhält. Manchmal ist die Zeit noch nicht reif, manchmal ist anderes einfach wichtiger oder dringlicher. Und selbst wenn es Zweifel an der eigenen Kompetenz sind, die einen vom Anfangen oder Weitermachen abhalten: Diese mit der Aussicht auf Belohnung „auszublenden“, ist nicht die nachhaltige Lösung. (Grübeln und Zeit-Vertun allerdings auch nicht: Besser erstmal was anderes machen und zwischendurch überlegen: Was bräuchte ich, um damit anzufangen?)
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Der stärkste Antrieb des Menschen ist der eigene (!) Wille.
Nicht die Erwartung der anderen, nicht das Lob der anderen, kein von anderen vorgegebenes „Richtig“ oder „Falsch“.
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Wir leben nur einmal (jedenfalls in exakt dieser Form). Deshalb:
Mach das, was für dich wirklich zählt.
Und würdige dich hinterher für das, was du gemacht hast. Freue dich daran.
Das ist die Belohnung, nach der dein Herz sich wirklich sehnt.